90.Jahrestag des Ausbruchs des 1.Wks

Wie schon gesagt "Off Topic"
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[GDC] Helmut
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90.Jahrestag des Ausbruchs des 1.Wks

Beitrag von [GDC] Helmut »

Moin erstmal! Genau, davon möchte ich erzählen.
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Der "Große Krieg" - "Alles hat eine erschreckende Kontinuität"
Der Erste Weltkrieg begann mit einem Pistolenschuss. Am 28. Juni 1914 tötete der Serbe Gavrilo Princip in Sarajevo den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau. Nur einen Monat später sollte der bis dahin blutigste Krieg die Menschheit erschüttern. Das Attentat wurde zum Auslöser für einen europaweiten und schließlich globalen Konflikt.


Politische Landkarte neu geordnet
An dem Ende der Kämpfe, die von August 1914 bis November 1918 in Europa, dem Nahen Osten, Afrika und Ostasien wüteten, hatte sich die politische Landkarte grundlegend verändert. Viele heutige Konflikte - etwa auf dem Balkan und im Nahen Osten - haben ihren Ursprung in dieser Zeit. "Alles hat eine erschreckende Kontinuität", sagt der Historiker und Weltkriegsforscher Hans-Ulrich Wehler.

Explosives Klima in Europa
Der Ausbruch des "Großen Krieges" selbst traf die Eliten und das Bürgertum Europas nicht völlig überraschend. Wachsender Nationalismus, imperialistisches Wettrüsten und Militarismus hatten zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf dem Kontinent ein explosives Klima geschaffen. Deutsche, Franzosen und Engländer stürzten sich anfangs euphorisch in die Schlacht.


"Unfall der Geschichte"
Trotz dieser anfänglichen Begeisterung war der Erste Weltkrieg eine "ungewollte Katastrophe", so die These des Historikers Helmut Grieser, "quasi ein Unfall der Geschichte. Jeder hat Krieg gewollt, aber keiner diesen, keiner einen Weltkrieg". Griesers Kollege Wehler will dem zwar nicht gänzlich folgen, räumt aber ein, dass "mit Sicherheit niemand diesen totalen Krieg mit Stellungskrieg und Revolution gewollt hat".

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"Militär drängte Politik an die Wand"
Einer der Hauptschuldigen am Krieg ist nach Griesers Ansicht der deutsche Generalstab. "Das Militär hatte ein unglaubliches Gewicht. (...) Die Generäle haben die Politik einfach an die Wand gedrängt." Zwar habe Kaisers Wilhelm II in seinen Reden gerne "mit dem Säbel gerasselt". Tatsächlich habe er im Juli 1914 jedoch "kalte Füße bekommen und versucht, zu bremsen". Gegen den Generalstab habe er aber keine Chance gehabt.


In wenigen Tagen europaweiter Krieg
So erklärte das Deutsche Reich Russland am 1. August 1914 den Krieg und zwei Tage später Frankreich. Nachdem die deutschen Truppen auch in Belgien einmarschierten, schaltete sich England ein. Innerhalb weniger Tage war ein europaweiter Krieg ausgebrochen, an dem sich mindestens 16 Länder militärisch beteiligten. Es kämpften die Mittelmächte, bestehend aus Deutschland, Österreich-Ungarn sowie später auch das Osmanische Reich (Türkei) und Bulgarien gegen die Dreier-Entente, bestehend aus Großbritannien, Frankreich und Russland mit zahlreichen Bündnispartnern.


Katastrophe "billigend in Kauf" genommen
Für Grieser verlief der Weltkrieg auf verschiedenen Ebenen. So hatte Österreich-Ungarn mit dem Krieg gegen Serbien darauf abgezielt, seine Vormacht auf dem Balkan zu erhalten. Auch die Russen fürchteten um ihren Einfluss und unterstützten die Serben. Deutschland hingegen fühlte sich von Frankreich und Russland "eingekreist". Frankreich seinerseits war argwöhnisch gegenüber dem aufstrebenden Deutschland. Die Schuld an der Entwicklung trage jede Seite, "und sei es nur, dass man die Katastrophe billigend in Kauf nahm und nichts dagegen tat", so der Historiker.


"Das Wunder an der Marne"
Die Deutschen hatten zunächst erhebliche Erfolge. Hunderte Kilometer wälzten sich die Armeen durch Belgien und Frankreich. Die Soldaten wurden schließlich durch "das Wunder an der Marne" im September 1914 im Westen gestoppt. Sie waren schon fast in die französische Hauptstadt vorgedrungen. Doch die Verteidiger hielten stand.


Schrecken des Stellungskrieges
Zum ersten Mal in der Geschichte erleben Soldaten die Schrecken des Stellungskrieges. Millionen Soldaten standen sich gegenüber, eingegraben in Matsch, geplagt von Ratten und Leichengeruch und immer wieder Trommelfeuer. Erstmals wurden auch massenhaft Maschinengewehre eingesetzt. Bei den großen Offensiven starben jeweils Zehntausende innerhalb weniger Stunden. Der Kriegseintritt der Amerikaner 1917 brachte die entscheidende Wende. Jeden Monat kamen 300.000 gut ausgerüstete Männer über den Atlantik. Im November 1918 dankte Wilhelm II ab und die Republik wurde ausgerufen.

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8,5 Millionen Tote
Die Bilanz des Krieges war erschreckend: Etwa 8,5 Millionen Menschen starben. Mehr als 21 Millionen wurden verwundet. Es gab ungefähr 7,5 Millionen Kriegsgefangene und Vermisste. Unermesslich waren die Leiden der Zivilbevölkerung durch Hunger oder Flucht.

:idea: Die heute noch lebenden (1.)Weltkriegsveteranen kann man auf einer Hand abzählen :idea:


Alleinige Kriegsschuld
Völkerrechtlich fand der Krieg seinen Abschluss in den Pariser Verträgen von 1919 bis 1920: Dem Deutschen Reich wurde die alleinige Kriegsschuld zugeschrieben. Das Land verlor etwa ein Achtel seines Staatsgebiets und alle Kolonien. Neben mehreren hundert Milliarden Goldmark Reparationszahlungen wurde eine weitgehende Abrüstung und französische Besatzung in den linksrheinischen Gebieten festgeschrieben.


Krieg veränderte politische Landkarte
Aus der Konkursmasse der vier Kaiserreiche Deutschland, Russland, Österreich-Ungarn und dem Osmanischen Reich entstanden eine Reihe von Staaten: etwa Finnland, Polen, Jugoslawien, Jordanien und der Irak. Die meisten waren Kunstgebilde, geschaffen aus dem Machtinteresse der Sieger. So gehen der Irak, Jordanien und Israel auf britische, Syrien und der Libanon auf französische Initiative zurück.


Konstrukte brechen auseinander
Nach dem Zerfall der Sowjetunion Anfang der 90er Jahre zerbrach die staatliche Neuordnung, wie sie nach dem Ersten Weltkrieg geschaffen worden war. Die Tschechoslowakei zerfiel ebenso wie Jugoslawien. Auf dem Balkan brodelte es wieder. In diesen Entwicklungen sieht Wehler eine historische Beständigkeit: "Alles hat eine erschreckende Kontinuität." Auch die heutigen Probleme im Mittleren Osten haben ihre Ursache in der Nachkriegszeit. Seit 1919 herrschen dort Wirren und Blutvergießen.

Gruß, Helmut87 :wink:
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Sniper
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Beitrag von Sniper »

schöner beitrag... zu einem solche denkwürdigen ereignis...

Sniper... ||>_'=='====----

Have fun
bitte nicht bei der Arbeit stören
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Danke...
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