Frage an die Wk2 Experten!!

Hier wird über alles diskutiert das in die Zeit des 2. Weltkriegs fällt.
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tom
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Re: Frage an die Wk2 Experten!!

Beitrag von tom »

Moin.

Alles meine Meinung:
Deutschland war wie Japan wirtschaftlich nicht in der Lage, zugleich Rüstung auf See, an Land und in der Luft in ausreichendem Maß zu betreiben.

Die gebaute, deutsche Überwasserflotte war tatsächlich zu klein, um wirklich für die Alliierten eine Gefahr darzustellen. Die Planungen der 1930er Jahre sahen da aber auch letztlich eine Kriegstauglichkeit der erweiterten Marine nicht vor 1945 vor. Hitler wollte als Soldat des 1. Weltkriegs eine große Überwasserflotte haben, zugleich aber auch einen Krieg schon Ende der 1930er Jahre beginnen. Dies schloss sich gegenseitig aus. Wäre die Marine realistisch geführt worden, hätte sie unter den Voraussetzungen von vornherein die U-Boot-Taktik gefahren. Mehr Boote schon zu Kriegsbeginn hätten England mit großer Wahrscheinlichkeit bis 1941 in die Kapitulation zwingen können.

Zu Malta: Die Zahl der benötigten Bodentruppen war begrenzt und daher eher nicht das Problem. Diese hätte man trotz der Kriegslage ab 1942 noch zusammenziehen können. Probleme waren die anderweitig schon überlastete Luftwaffe, fehlende Transportkapazitäten und die (auch bei vollem Einsatz der italienischen Flotte) vorhandene Stärke der Alliierten auf See. Schon Kreta hat da doch einige Defizite bei den Deutschen gezeigt. Letztlich ist verteidigen immer einfacher als angreifen, da man im Prinzip nur die Landungstruppen im Anmarsch und bei der Landung finden und bekämpfen muss. Als Angreifer kannst du zwar die Landezonen (in begrenztem Umfang) festlegen, bist dann aber darauf angewiesen, dass diese gegen Angriffe gut genug geschützt werden. Und das verlangt eine Überlegenheit in der Luft und auf See, die so selbst bei voller Konzentration auf Malta kaum sicherzustellen gewesen wäre. Schon 1941 wäre das Ganze schwer gewesen, danach wurde dies nicht besser.

Der Einsatz der Atomwaffe war nur solange eine Siegesoption, wie der Gegner diese nicht auch einsetzen und solange sie in größerem Umfang eingesetzt werden kann. 1945 war die Atombombe sicher einer der Siegfaktoren im Pazifik (wie sie es auch in Europa gewesen wäre). Allerdings gab es da auch noch ein paar andere Faktoren, warum Japan schon Mitte 1944 faktisch am Ende war. Zum einen war das Militär zur See und in der Luft praktisch zerschlagen, zum anderen fehlten Rohstoffe aller Art in katastrophalem Umfang. Und mit dem Angriff der Sowjets auf die Mandschurei im August 1945 war klar, dass man in China auch chancenlos war. Wenn es nur nach der Masse der japanischen Militärs gegangen wäre, hätte man aber trotz der Bomben und der anderen Faktoren sinnlos weitergekämpft. Und die Amerikaner hatten nicht unbegrenzt Material für solche Bomben. Insofern ist die Gleichung Atombombe = Sieg da nur bedingt anwendbar.
Heute sieht das aufgrund der Masse an vorhandenen Atombomben und deren massiv größerem Vernichtungspotential (selbst die meisten vorhandenen, taktische Bomben sind heute stärker als die beiden in Japan abgeworfenen) ein wenig anders aus. Dafür bedeutet heute ein Atomwaffeneinsatz aber eher nicht mehr Sieg, sondern gegenseitige Vernichtung.
Aber auch konventionelle Luftkriege kann man gewinnen, wenn man, wie du sagst, die Moral ausschaltet und die Siegbedingungen entsprechend definiert. Am Ende kommst du aber ohne Landtruppen nicht zu einem Sieg, wenn der "Feind" nicht mitspielt und unter dem Druck der Luftangriffe aufgibt. Und selbst die modernen, "intelligenten" Bomben benötigen Zielaufklärung und die kann (noch) nicht nur aus der Luft und dem All erfolgen, wenn sie wirklich wichtige Ziele identifizieren muss.

Gruß

tom ;)
Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Es erhebt sich nur die Frage, ob er immer nötig ist. Wehret den Anfängen!!!!!

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